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Presse & Kritiken

Neues Bühnenprojekt: Der Schlüssel zur saarländischen Seele

Saarbrücken

Warum der frühere Staatstheater-Schauspieler Martin Leutgeb in St. Arnual ein Mundart-Volkstheater etablieren will.

Von Cathrin Elss-Seringhaus


Steudltenn Uderns – Mai 2018
MEIN UNGEHEUER
von Felix Mitterer

Ein Stück über eine Ehe, die so ungeheuerlich wie unversöhnlich ist: Rosa und Hans Zach sind aneinander gekettet in einem Leben voller Entbehrungen. Verlorene Jugend, Krieg, Kindstod, Unglück und Armut prägen ihr Leben. Voller Brutalität und gegenseitiger Gewalt vermag selbst der Tod nicht, sie zu trennen, denn Rosa wird nach dem Ableben ihres Gatten von dessen Geist heimgesucht …

Ein packendes Drama, in dem Autor Felix Mitterer, Motive aus seiner eigenen Kindheit verarbeitet hat.

Regie Hakon Hirzenberger
mit Susanne Altschul und Martin Leutgeb

Rolle Hans Zach


28.04.2014 / SZR

Zehn Könner bringen ein Juwel des Mundart-Theaters zum Funkeln

Was für ein Theaterabend in der Kettenfabrik. Er bot tiefe Tragik und komische Momente, zeigte Schicksale, die schaudern lassen. Und Menschen, die – unfähig zum Glücklichsein – unaufhaltsam dem Abgrund entgegentreiben.

Saarbrücken. Da musste also erst ein Tiroler kommen, der Schauspieler Martin Leutgeb, um uns Saarbrückern zu beweisen, dass Volkstheater in Saar-Mundart auch mit anspruchsvollem, tragischem Schauspiel beglücken kann. Und dabei nicht auf komische Momente verzichten muss.

Das hat sich schnell herumgesprochen: Bereits zum dritten Mal spielte Leutgebs formidable zehnköpfige Truppe am Samstag in der Arnualer Kettenfabrik „Frau Suitner“, ein Drama des Tirolers Karl Schönherr aus dem Jahre 1917, vor ausverkauften Zuschauerreihen. Die hat Regisseur und Ausstatter Leutgeb um eine endlos lange Ladentheke platziert. Ein genialer Einfall, um den Darstellern viel Bewegung und Aktionsraum am Schauplatz, einem Krämerladen, zu ermöglichen. Den Laden hat das Krämer-Ehepaar Suitner nach Jahren der Plackerei endlich schuldenfrei und könnte das Leben genießen. Doch die resolute Geschäftsfrau spürt, dass ihr etwas zum Glück fehlt, ein neues gemeinsames Projekt. Ein Kind, für das sie nun zu alt ist. Unausgesprochen wird dieser Gedanke für die Suitner allmählich zur Obsession. Sandra Klein gibt beeindruckend nuanciert die verschlossene, einsam leidende Chefin, die ihr inneres Drama in Schach zu halten versucht und unaufhaltsam aufs tragische Ende zusteuert. „Was nichts wert ist, gehört weg“ ist ihr Krämermotto, mit dem sie die treue Angestellte Lisbeth (Melitta Bach als herrliches Pfundsweib) opfert, um sich die junge, hübsche Gretel (bestechend natürlich: Nadine Fleckinger) ins Haus zu holen. Und ihrem ahnungslosen Gemütsmenschen von Gatten (Enrico Tinebra) in die Arme zu treiben. Großes Bravo! Als penibler Feinarbeiter bringt Leutgeb noch den letzten Nebendarsteller zum Glänzen und groß heraus. Ein Abend, bei dem bis hin zur Bluesharp-Begleitung alles stimmt. sbu

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Stuttgarter Nachrichten, 26. November 2011 / Nicole Golombeck

Das schwere Leichte

Martin Leutgeb verabschiedet sich vom Schauspiel Stuttgart mit einer Frauenrolle in Shakespeares „Maß für Maß“

Er liebt die großen Erzählungen, und er zeigt, dass man nicht banal sein muss, wenn man lustig wird. Jetzt verlässt Martin Leutgeb (45) das Ensemble und sucht sein Glück in Wien.

Selbstverständlich lässt er die Dame nicht im Stich. Er ist höflich und galant, beweglich sowieso. Martin Leutgeb tanzt. Er dreht sich vor den Spiegelwänden im Kreis mit der schönen Frau. Tangomusik, wehmütig und endzeitgestimmt. Das war kürzlich bei Jean Genets „Der Balkon“ im Stuttgarter Kammertheater, und die Szene trifft fast zu gut die Stimmung, in der Martin Leutgeb gerade sein dürfte. Die Schauspielerin Astrid Meyerfeldt hatte ihren Kollegen aufgefordert, der eigentlich nur als Zuschauer im Saal saß. Bald wird er tatsächlich nur Gast sein, wenn er eine Stuttgarter Inszenierung besucht. Martin Leutgeb, seit 2005 engagiert, verlässt das Staatsschauspiel, und das schon im nächsten Jahr.

Theater spielen und Filme drehen in Wien

Er ist seit dem Beginn von Hasko Webers Intendanz 2005 dabei, es wäre nahegelegen, bis zum Finale im Sommer 2013 zu bleiben. „Hasko Weber hat toll reagiert, wir bleiben ja auch in Verbindung. Doch es war eine Unruhe da, und ich hatte das Gefühl, es muss jetzt schon sein“, sagt Martin Leutgeb bei einem Fünfuhrtee im Café. „Man kann sagen, dass das nicht vernünftig ist.“ Manche Entscheidungen trifft man mit dem Kopf, manche mit einem selten trügerischen Bauchgefühl. Ein bisschen Wehmut ist in seinem Blick, aber auch ein Funkeln. „Ich war 21 Jahre fest im Ensemble“, sagt Leutgeb. „Ich hatte immer das Gefühl, ich bin am richtigen Ort, nun aber möchte ich frei arbeiten.“ Und jetzt ist es ganz da, das Leutgeb-Lächeln, die schräg stehenden Augen werden Schlitze, der schmale Mund ein freundlich gebogener Halbmond. Er spielt mit seinem Lächeln. Manchmal wie in Werner Schwabs „Übergewicht, unwichtig: Unform“ wirkt er damit eher unheimlich als wirklich nett, meistens aber charmiert er mit seiner Honigkuchenherzlichkeit.

Nach Wien zieht es ihn, er will Theater spielen, aber auch Filme drehen, was bisher oft nicht möglich war, wenn man fest im Ensemble ist, kann man kaum wochenlang fehlen, und nicht alle Dreharbeiten lassen sich in die Theaterferien legen. In Wien sitzt seine Agentin, dort hat er schon einiges gedreht, dort gibt es Angebote.

Überhaupt hat der 1966 in Tirol geborene Schauspieler, der sich in Salzburg zum Sänger und Schauspieler ausbilden ließ, eine besondere Beziehung zu Wien. Zwar war die Stadt ihm nicht immer so freundlich vorgekommen wie vergangenen Sommer, wo er sich „über die wunderbaren Düfte am Naschmarkt“ freute und sich so eigenartig wohlfühlte. Doch ist es die Stadt, die ihn fürs Schauspielen begeisterte. Burgtheater, „Richard III“ mit Gert Voss – „das war wie eine Offenbarung“. Großes Theater. Psychologisch genaues Spielen liebt er, ebenso wie das schwere Leichte, die Komödien und die Musicals. „Ich hatte mir in Wien auch ein Musical angesehen, „Les Misérables“, und später spielte ich in ebendiesem Musical den Koch, das war großartig“, sagt Leutgeb. Gesungen hat er in Stuttgart im „Hamlet“-Musical, und sein russisches Liedlein in Michael Thalheimers Tschechow-Abend „Der Kirschgarten“ ist nicht vergessen.

Zwar hat Martin Leutgeb wie in Hasko Webers Saarbrückener „Orestie“-Inszenzierung tragische Figuren wie den Orest gespielt oder den Künstlerwissenschaftler Alfred Allmers in Ibsens Drama „Klein Eyolf“ im Schauspielhaus. Zum Publikumsliebling vom ersten Tag an wurde er aber in einer eher heiteren Rolle. Er verkörperte 2005 in Karin Henkels Inszenierung Nikolaj Iwanowitsch Trilezkij, den Arzt und Schwager des Titelhelden in Tschechows „Platonow“.

Während sich die Gäste auf einer Party gegenseitig belauern und beleidigen, mag der gemütliche Arzt nicht mehr herumstehen und warten und jammert komisch verzweifelt mit überdeutlicher Betonung „Wann gibt es Es-sen“, „Ich habe Hung-er!“

Der Schauspieler weiß, wie er sein Publikum gewinnt

Es ist eine abgründige Figur, hinter der guten Laune verbirgt sich seine Unsicherheit und das Gefühl ständiger Überforderung. Eine wichtige Arbeit, auch für Leutgeb, und das nicht nur, weil die Inszenierung zum Theatertreffen nach Berlin eingeladen wurde. „Es ist ein Stück mit vielen interessanten Figuren, und Karin Henkel hat ihnen den Raum und die Zeit gegeben, um zu erzählen. Anders als bei Abenden, bei denen mehr berichtet als gespielt wird …“, Martin Leutgeb macht eine Pause, seine Miene führt den Satz zu Ende. Solche Stücke interessieren ihn nicht. „Ich will Gefühle sehen auf der Bühne, meinetwegen auch Herz und Schmerz.“ Hauptsache, die Schauspieler werden nicht zu einem Teil des Bühnenbilds degradiert. Mit einem wie Leutgeb wird das ohnehin nicht gelingen, er ist ein auch körperlich viel zu präsenter Schauspieler. Unfassbar schnell hat er in Shakespeares „Wie es euch gefällt“ die Identitäten gewechselt, vor dem Spiegel beide Rollen gleichzeitig gespielt und miteinander schwatzen lassen.

Der Schauspieler weiß, wie er das Publikum gewinnt, doch er zeigt mehr als Charge.In den komischsten oder grausamsten Momenten deutet er an, dieser Mensch hat womöglich gerade ganz anderes im Sinn. Den Regisseuren gefällt das auch. Christian Weise hat ihn nach dem Erfolg von Shakespeares „Was ihr wollt“ und der Maskenbilderinnenrolle in der Serie „Viva la Mittwoch“ wieder mit einer Frauenrolle besetzt. Er ist als Madame Oberweite in der Premiere von Shakespeares „Maß für Maß“ an diesem Samstag in der Arena in der Niederlassung Türlenstraße zu sehen. Wie immer die Inszenierung ausfällt, Martin Leutgeb wird Interessantes erzählen.


Stuttgarter Zeitung, 29.12.2011 / Tim Schleider

Ganz der Spieler, bei Tag und bei Nacht

Staatstheater II Ein Jammer:
Martin Leutgeb verabschiedet sich aus dem Ensemble des Stuttgarter Schauspiels.

Anfang Oktober 2005: Hasko Weber tritt als Intendant am Stuttgarter Schauspiel an. Mit fünf Inszenierungen völlig unterschiedlichster Handschrift eröffnet er die Saison. Zum krönenden Schluss kommt Tschechows Erstling „Platonow“ auf die große Bühne, inszeniert von Karin Henkel. Das Publikum erlebt ein Ensemble, wie es so gut seit Jahren nicht mehr in Stuttgart zu sehen war. Und mittendrin ein neues Gesicht: Martin Leutgeb.

Ein großer, massiger Kerl mit vollem, gut geschnittenem Gesicht. Wer ihn sieht, denkt sofort: starker Typ – der doch durch sein Spiel sofort anzudeuten weiß, wie viel Unsicherheit, Verletzbarkeit, Wehmut hinter so viel Stärke verborgen ist. Leutgeb ist Nikolaj Iwanowitsch Trilezki: vorsichtig verliebt in die junge Marga, und doch immer auf der Hut und voller Angst, ob und wie ihm der Titelheld dabei in die Quere kommt. Bereits mit diesem ersten Auftritt spielte sich Martin Leutgeb ganz nach oben in der Gunst des Stuttgarter Theaterpublikums. Und diesen Rang hat er fast sieben Spielzeiten hinweg verteidigt. Am Samstagabend heißt es für ihn und das Stuttgarter Publikum Abschied nehmen: Mit einem letzten Auftritt als Madame Oberweite in der Shakespeare-Komödie „Maß für Maß“ verlässt Leutgeb das Stuttgarter Ensemble. Den 45-jährigen Tiroler zieht es zurück nach Österreich. Für neue Aufgaben dort und weitere TV-Rollen wünscht er mehr Freiraum.

Hasko Weber hatte Leutgeb vom Staatstheater Saarbrücken abgeworben. Man kannte sich dort aus Weber-Inszenierungen der „Nibelungen“ und der „Orestie“ – ernste Rollen. Auch in Stuttgart hat Leutgeb eine lange Reihe ernster Rollen verkörpert. Zum wahren Publikumshelden wurde er aber zweifellos, das vermerken wir hier voller Respekt, dank seines ausgeprägten komödiantischen Talents. Nie wird man seine Tollereien als brünftiger britischer Staatsminister Richard Willey in Ray Cooneys brillantem Stück „Außer Kontrolle“ vergessen. Und sowohl „Elvis lebt“ als auch „Der Prinz von Dänemark“ waren zwar stark auf den Entertainer Harald Schmidt zugeschnitten, hätten aber kaum ohne Martin Leutgeb an dessen Seite so gut funktioniert (hier als rock-´n´-rollendes Bandmitglied, dort als neffennervender Claudius).

Dass man in manchen Inszenierungen den Eindruck hatte, Leutgeb ziele allzu offen auf jene Effekte, die ihm am schnellsten Zwischenapplaus des Publikums einbringen (etwa im „Kirschgarten“) – geschenkt;  an solchen Momenten hat neben dem Schauspieler auch immer ein Regisseur Anteil, der es zulässt.

Und als Madame Oberweite in Christian Weises „Maß für Maß“-Inszenierung muss Leutgeb ohnehin auf keinerlei Grenzen Rücksicht nehmen. Hier ist er Wiener Puffmutter, hier kann er nicht nur artgerecht seine austrische Sprechmelodie zum Einsatz bringen, sondern auch tiefen, wilden, aus dem Mark gespeisten Sex, der die zahlreichen Machos an seiner Seite wie stimmbrüchige Sängerknaben wirken lässt. Leutgeb verlässt Stuttgart – ein Jammer für diese Stadt, bei Tag und bei Nacht. Wollen wir hoffen, es kommt zu den verheißenen Gastspielen.

Fotos: Robert Seidel


Theaterkritiken aus den letzten Jahren finden Sie hier >


Kritiken aus Älteren Tagen:

Dantons Tod / Büchner / 2002
Saarbrücker Zeitung / Elss-Seringhaus
Am Ende sitzen Danton und seine Gefährten in einem Glas-Gefängnis-Käfig. Begaffte, deren Sprache nur mehr verzerrt in die Öffentlichkeit dringt.
Hier nun erstmals entwickelt Danton orkanhafte Stärke. Unwiderstehlich, mitreißend, dieser selbstverständliche, seinen Gefährten gegenüber mitunter väterliche Überlegenheitston einer großen Persönlichkeit, den Martin Leutgeb mit intuitiver Treffsicherheit anschlägt. Von Anfang an vermied Leutgeb den Zyniker, zeigte vielmehr einen plötzlich gedankenumwölkten Tatmenschen, der sein Erschrecken über die eigenen Morde überspielt.

Mannheimer Morgen / Langhals
Wie Automatenmenschen spulen sie ihre Phrasen vom zu erreichenden Revolutionsziel ab.
Martin Leutgeb beißt sich folglich als Danton die Zähne an ihnen aus, appelliert an Rechtschaffenheit und Güte trotz Lebensgenuss und unterschätzt dabei die Intensität ihrer Verhärtung. Martin Leutgeb ist ein großartiger Schauspieler, er kokettiert mit Lebensmüdigkeit, ist genussfreudiger Epikureer, tröstender Ziehvater und tief empfindender Gatte.

Theater der Zeit / Günther Heeg
(ohne Klischee, von unaufdringlicher Präsenz : Martin Leutgeb)


Minna von Barnhelm / Lessing / 2002
Saarbrücker Zeitung I Schwambach
Man staunt, wie überzeugend gegenwärtig Pit Holzwarth mit diesem fast durch die Bank glänzenden Ensemble Lessings Figuren auf die Bühne bringt. Am stärksten schafft dies Martin Leutgeb als Wirt. Ein schmieriger Geschäftemacher ist er, der gut auch bei der Stasi in Diensten hätte stehen können: Seine Gäste horcht er mit vorgehaltenem Diktaphon aus.


Wilhelm Tell / Schiller / 2002
Saarbrücker Zeitung / Elss-Seringhaus
Und dann ist da selbstverständlich noch der einsame Held des Ganzen.
Einer wider Willen, ganz wie Schiller ihn entwarf. Vor den Schweizer-Fähnchen winkenden Eidgenossen, vor seinem Ruhm, flieht er am Ende quer durch den Zuschauerraum.
Sein Mord an Gessler war keine politische, sondern private Tat, selten wurde dies klarer.
Deshalb hält ein glänzender Martin Leutgeb für diesen Teil, einen entwaffend natürlichen, einen fast schon psychologisch genauen Ton bereit.


Arche Noah / Weiner / Kinderkonzert / 2002
Saarbrücker Zeitung / Krämer
… ob er nun in die Rollen seiner hämischen Brüder schlüpft oder alle komischen Register zieht, um mit lebhafter Pantomime den auf See versammelten Zoo zu verkörpern – … all das erzählt, ach was: spielt Leutgeb mit großem komödiantischem Talent.


Les Miserables / Schönberg / 2002
Saarbrücker Zeitung / Schwambach
Als grandiosen Mimen kennt man Martin Leutgeb schon lange. Doch als Schurke Thenerdier ist er singend und grölend auch im Musical Extra-Klasse.
Ein Gauner, Halsabschneider und ein gefundenes Fressen für Martin Leutgeb, den man zwar längst als grandiosen Mimen auf der Staatstheater-Rechnung hatte, aber wie er sic durch diese fiese Rolle grölt, sprechsingt, hüpft und gestikuliert, das ist Sonderklasse.
So gut, dass einem dieser Lump schon wieder sympathisch wird.

SR 3 Saarlandwelle
Anne Weite und Martin Leutgeb als fieses, gemeines, hinterlistiges und geldgieriges Wirtspaar beweisen Mut zur Hässlichkeit und sorgen für herrliche Auftritte.
Wer hätte gedacht, dass Schauspieler Leutgeb so singen kann!


Lessings Traum von Nathan dem Weisen / Goerden / 2001
Saarbrücker Zeitung
Martin Leutgeb formt Nathans „dunklen Bruder“, den Raff- und Rachegierigenaus Shakespeares „Kaufmann von Venedig“, zu einem herausragenden charismatischen Charakter. Der bewunderte Außenseiter, der ewige Störenfried, hier wird das Klischee des „ewigen Juden“ faßbar.


Die Streiche des Scapin / Moliere / 2001
Saarbrücker Zeitung / Schreiner
Vor allem einer spielt sich einem nachhaltig in den Kopf: Martin Leutgeb in der Doppel- Hauptrolle Moliere/Scapin. Als Scapin mimt er den galanten Taktierer, der die hohen Herrschaften umschwänzelt, auf dass sie um so bedingungsloser vor ihm auf die Knie gehen.
Als Moliäre aber liegt eine existenzielle Last auf ihm. Weil er weiß, dass er, um mit seinem Theater zu überleben, immer auch Hofnarr sein muss. Wie er sich über die Bühne schleppt, gehetzt die Kulissen hin und her rückt und immer wieder hinfällig ins Taschentuch hustet, das zeigt die Tragik hinter der komischen Dienermaske Applaus, Applaus.

SR 3 Saarlandwelle, Region am Sonntag 6.5.2001, Stefan Miller
Das spannendste Stück das Moliere geschrieben hat, war sein eigenes Leben. Moliäre in der Hauptrolle des Dieners Scapin, der mit Lügengeschichten die Söhne der beiden eben erwähnten Geizhälse vor deren Zorn rettet: Das muss eine ganz schön aufreibende Rolle gewesen sein für den Chef der Truppe. Denn Moliere schrieb ja nicht bloß seine Stücke, sondern spielte sie auch selbst.
Und er war gesundheitlich ziemlich angeschlagen. Außerdem wurde er ja auch von allen möglichen Neidern unter Druck gesetzt. Also das alles ist Martin Leutgeb. Er gibt einen hustenden Moliere, der an der Meuterei seiner Schauspieltruppe schier verzweifelt, der vor dem Oberintendanten buckelt und als Scapin improvisiert er dauernd wechselnd Stegreifszenen vor seinen Herren und wir immer wieder von einem seiner Schauspielkollegen unterbrochen, der gerade den Einsatz verpasst.
Für einen vorzüglichen Schauspieler ist dies eine Vorzeigerolle. Und Martin Leutgeb ist vorzüglich und zeigt vor. Er ist plump und fein, bemitleidenswert und komisch.

Saarbrücker Zeitung 31. Mai 2001
Einfach Spitze! Dieser Meinung ist jedenfalls der Sponsor Club des Saarländischen Staatstheaters.
Er zeichnete Martin Leutgeb mit dem Sponsor Club-Preis 2000/2001 für die Glanzleistung in der Rolle des Moliere in „Die Streiche des Scapin“ aus.


Drei Mal Leben / Yasmina Reza / 2001
Saarbrücker Zeitung / Schwambach
Thomas Hölzl und Martin Leutgeb hinterließen als Hubert und Henri den stärksten Eindruck.
Vor allem weil beide mimisch glänzen. Köstlich etwa, wie Leutgeb Henri Unbeholfenheit in fahrige Gesten münden lässt. Er ist so einer, dem Frauen gern den Kosenamen „Bärchen“ verpassen. Und den Zirkusbär meinen, den man an der Nase herumführen kann.


Klotz am Bein / Georges Feydeau / 2000
Saarbrücker Zeitung / Elss
Aber sprechen wir auch von den strahlenden Punkten im ansonsten matten Spiegel.
Von einem beglückenden Martin Leutgeb etwa. Der Kraftprotz knallt einen liebestollen General Irrigua auf die Bretter, als wolle er Louis de Funes als Panzer geben. Man hat Leutgeb einen haarsträubenden Akzent verpasst. „Lucette“ klingt wie „Klosett“. Herrlich!


Indien / Hader/Dorfer / 2000
Saarbrücker Zeitung / Brenner
Martin Leutgeb spielt den Heinz Bösel so dicht, daß es fast eine Qual ist, diesem unbeholfenen, traurigen Menschen zuzuschauen. Nichts gelingt ihm, unterm rosa Trevira-Hemd schimmert das Unterhemd durch, seine Kassenbrille ist scheußlich, seine Frau liebt ihn nicht, und er hat natürlich Potenz-Probleme. Seine unglaubliche Freude darüber, daß ihn jemand mag, seine tapsigen Vertraulichkeiten und seine hilflosen Liebesbeweise für den sterbenden Freund – all das dreht einem fast das Herz um und macht „Indien“ im Theater Arnual zu einem Theater-Erlebnis, das man nicht so einfach abstreift.


Ben Hur / Rob Ballard / 1999
Saarbrücker Zeitung / Brenner
„Ben Hur“ ist höchst unterhaltsam, weil hier ein paar klasse Komiker versammelt sind.
Allen voran Martin Leutgeb. Der spielt eine schier unüberschaubare Anzahl von Rollen, lümmelt, schmeichelt, quietscht und brüllt, ist fies und lustig und manchmal richtig rührend. Ein Erzkomödiant. Und ein prima Neuzugang am Staatstheater.